Navigieren in Biel

Estèle Geiger, Leiterin des Bieler Alterszentrums Redern (01.01.2020 - 30.06.2023)

Immer häufiger registrieren Meteorologen auf der ganzen Welt Hitzewellen und neue Höchsttemperaturen. Auch die Schweiz erlebte in den letzten beiden Jahrzehnten mehrere Rekordsommer. Betagte und kranke Menschen leiden besonders stark unter der Hitze. Im städtischen Alterszentrum Redern schützt man die Bewohnerinnen und Bewohner so gut wie möglich vor den Folgen des Klimawandels, sagt die Geschäftsleiterin Estèle Geiger.

«Alte Menschen sind bei grosser Hitze besonders gefährdet»

Estèle Geiger, Leiterin des Bieler Alterszentrums Redern
Estèle Geiger, Leiterin des Bieler Alterszentrums Redern (01.01.2020 - 30.06.2023)

Welche Auswirkungen haben die immer häufigeren Hitzewellen im Sommer Ihren beruflichen Alltag im Alterszentrum Redern?

Es sind vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner, die unter der Hitze leiden. Das Problem ist, dass Betagte oft keinen Durst verspüren und vergessen, genügend zu trinken. Die Folge kann ein Zustand der Dehydrierung sein, also eines gefährlichen Flüssigkeitsmangels. Der kann sehr rasch eintreten. Bei grosser Hitze verschlechtert sich die Lebensqualität der Betagten generell, weil sie kaum noch nach draussen gehen. Sie können nicht einfach ins Strandbad, um sich abzukühlen.

Was kann das Pflege- und Betreuungspersonal tun, um zu helfen?

Bei anhaltender Hitze verteilen wir häufig Wasserglace, das erfrischt ein wenig und führt Flüssigkeit zu. Zudem achten wir darauf, dass immer genug Getränke zur Verfügung stehen und auch konsumiert werden. Im Sommer passen wir auch die Ernährung an. Kalte Gerichte sind dann verträglicher als eine heisse Suppe.

Es hängt auch von der Bauweise und der Haustechnik ab, wie gut ein Gebäude extreme Hitze fernhalten kann. Wie steht es diesbezüglich mit dem Alterszentrum Redern?

In unseren Gebäuden kann es wegen der grossen Fenster und der sonnenexponierten Lage sehr heiss werden, und es gibt keine technischen Vorrichtungen für eine Kühlung. Deshalb müssen wir besonders gefährdete Personen zeitweise mit mobilen Klimageräten unterstützen, die bekanntlich viel Strom verbrauchen. Ausserdem stellen wir mobile Ventilatoren zur Verfügung. Es ist übrigens auch für die Angestellten unangenehm, bei grosser Hitze zu arbeiten. Man wird sich bei der nächsten Renovierung Gedanken darüber machen müssen, wie man das Haus auf eine umweltverträgliche Weise belüften und kühlen kann, damit es auch bei steigenden Temperaturen für alte Menschen bewohnbar bleibt.

Ist Ihnen die Umweltverträglichkeit ein Anliegen?

Sicher! Wir versuchen im eigenen Interesse, das Alterszentrum Redern so zu betreiben, dass es die Umwelt und das Klima möglichst wenig belastet. Wir haben zum Beispiel auf biologisch abbaubare Wasch- und Putzmittel umgestellt, haben den Wasserverbrauch reduziert, trennen und sammeln Plastikabfälle. Bei der nächsten Renovation prüfen wir die Installation von Solarzellen auf dem Dach.

In Pflegeheimen sind die alten Menschen gut betreut. Aber wie können wir die Betagten, die zuhause leben, vor den Risiken der zunehmenden Hitze schützen?

Indem wir uns für sie verantwortlich fühlen, die Gemeinschaft im Quartier und die Nachbarschaftshilfe pflegen und aufeinander aufpassen. Nicht alle alten Menschen, die allein leben, können sich im Alltag von der Spitex, von Familienangehörigen oder von Nachbarn unterstützen lassen und nicht alle haben regelmässig Besuch. Gerade wenn es im Sommer unerträglich heiss ist, sollten wir sie nicht vergessen, denn sie könnten in Gefahr sein, ohne es selbst zu merken.

Estèle Geiger

Estèle Geiger war vom 1. Januar 2020 bis 30. Juni 2023 Leiterin des Bieler Alterszentrums Redern. Zusätzlich zu einer Ausbildung im kaufmännischen Bereich verfügt sie über eine Weiterbildung in Betriebswirtschaft sowie einen Executive Master of Business Administration (EMBA). Zudem hat sie berufliche Erfahrung in der Betreuung und Förderung älterer Menschen zu Hause.

Das 1970 eröffnete Alterszentrum Redern ist eines von vier städtischen Alters- und Pflegeheimen. Es verfügt über 23 Zimmer für das Wohnen mit Unterstützung sowie 78 Zimmer im Pflegebereich. Vor fünf Jahren wurde das Wohnheim saniert, 2022 folgt nun die Renovation der sieben Küchen im Pflegeheim sowie der Produktionsküche für das Projekt «Gesunde Ernährung» in den Bieler Kitas und Tagesschulen. Eine umfassende Sanierung des Pflegebereichs ist in etwa fünf Jahren vorgesehen.