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Laure Wyss

Laure Elisabeth Wyss, geboren am 20. Juni 1913 in Biel, gestorben am 21. August 2002 in Zürich. Sie war eine Schweizer Schriftstellerin und Medienpionierin. Als Schriftstellerin und Journalistin begleitete sie die Emanzipation der Frauen in der Schweiz und gab den Frauen eine Stimme1.

Laure Wyss im Jahr 1981

Kindheit in Biel

Laure Wyss wird am 20. Juni 1913 in Biel geboren. Sie ist die jüngste Tochter von Werner Wyss, Notar und FDP-Mitglied des Bieler Stadtrates sowie des Grossen Rates des Kantons Bern, und der Hausfrau Anna-Bertha Wyss-Uhlmann. Ihre Schwester Hilde ist zwei Jahre älter als sie. Ihr Grossvater väterlicherseits, Jakob Wyss, war der Gründer und Rektor des Bieler Gymnasiums. Ihre Grossmutter väterlicherseits war die Tochter eines Twanner Winzers. Ihr Grossvater mütterlicherseits war der Vertreter der Schweizerischen Mobiliarversicherung in Biel. Ihre Grossmutter mütterlicherseits führte ein Geschäft, in dem sie Nähartikel, Strickwaren und Kolonialwaren wie zum Beispiel Kaffee verkaufte2.

Laure Wyss wächst in Biel auf. Ihre Familie wohnt zuerst im Pasquart-Quartier und von 1916 bis 1918 in einem Bauernhof in Magglingen (Haus Widmer). Anschliessend zieht sie in den 3. Stock des Postgebäudes an der General-Dufour-Strasse 140 in Biel. Laure Wyss besucht vier Jahre lang die Primarschule Neumarkt und anschliessend zwei Jahre lang die Sekundarschule Plänke. 1926 zieht die Familie in ihr Eigenheim in Leubringen. Von 1926 bis 1932 besucht Laure Wyss das Gymnasium Alpenstrasse in Biel, das früher von ihrem Grossvater geführt worden war.

Nach der Matura zieht Laure Wyss nach Paris und verlässt Biel endgültig. Zwar lebt sie nie mehr in Biel, doch bleibt sie der Stadt ihrer Kindheit mit dem Bielersee und den Jurahöhen für immer emotional verbunden. So sagte sie: «... ich bin am schönsten See, dem Bielersee, geboren, dessen Licht mich mein ganzes Leben lang begleitet hat; ich habe auf den Wiesen des Juras laufen gelernt...»3.

Studien in Paris und Berlin

Im Oktober 1932 schreibt sich Laure Wyss an der Fakultät für Literatur der Universität Paris ein4. Sie besucht Lesungen in französischer Literatur und zeitgenössischer Kunst. Im Anschluss daran absolviert sie im Sommer 1933 ein sechsmonatiges Praktikum im Notariat ihres Vaters. Dieser wünscht sich, dass seine Tochter Rechtswissenschaften studiert5. Im Herbst schreibt sich Laure Wyss jedoch an der Universität Zürich ein, um Deutsch und Französisch zu studieren. Sie erwirbt das Diplom als Fachlehrerin für die Sekundarschulstufe6. Das Wintersemester 1934/1935 verbringt sie an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin (heute: Humboldt-Universität zu Berlin) und belegt Vorlesungen in Philosophie. Sie verliebt sich in Ernst Zietzschmann, den Bruder einer Studienfreundin. Nach dem Architekturstudium in Deutschland erlangt Ernst Zietzschmann sein Diplom in Zürich. Laure Wyss und Ernst Zietzschmann heiraten 1937. Zu diesem Zeitpunkt lebt und arbeitet Ernst Zietzschmann bereits seit einem Jahr in Stockholm7.

Übersetzerin in Schweden

Von 1937 bis 1941 lebt Laure Wyss mit ihrem Mann in Stockholm. Sie ist Hausfrau und erlernt die skandinavischen Sprachen. Sie übersetzt unter anderem Dokumente, die in schwedischer, norwegischer und dänischer Sprache verfasst sind. Diese Dokumente stammen von den Widerstandsbewegungen der skandinavischen Kirchen gegen die deutschen Besatzungstruppen. 1942 kehren Laure Wyss und Ernst Zietzschmann in die Schweiz zurück und ziehen nach Davos8.

Journalistin und alleinerziehende Mutter

1942 lernt Laure Wyss den Verleger und Herausgeber der Davoser Revue, Jules Ferdmann, kennen. Dank ihm erlernt sie das journalistische Handwerk9.

Acht Jahre nach ihrer Heirat mit Ernst Zietzschmann lässt sich Laure Wyss 1945 scheiden10. Im selben Jahr zieht sie nach Zürich. Nach Kriegsende arbeitet Laure Wyss von 1946 bis 1948 als Journalistin für den Schweizerischen Evangelischen Pressedienst.

Emanzipation der Frauen

1949 bringt Laure Wyss ihren Sohn Nikolaus Wyss zur Welt; sie ist alleinerziehende berufstätige Mutter. Von 1950 bis 1962 ist sie verantwortlich für die Redaktion einer Wochenzeitung für Frauen als Beilage im Luzerner Tagblatt, in der Aargauer Zeitung, in der Zürichsee-Zeitung, in den Schaffhauser Nachrichten und Glarner Nachrichten. Sie setzt sich für die Selbstbestimmung und Berufstätigkeit von Frauen ein.

Bereits 1958 arbeitet Laure Wyss als eine der ersten für das Schweizer Fernsehen, wo sie neue Formate entwickelt. Sie lanciert und moderiert die Sendung «Magazin für die Frau». Von 1962 bis 1968 leitet sie ausserdem «Unter uns», die erste Diskussionssendung im deutschsprachigen Fernsehen.

Von 1970 bis 1975 ist Laure Wyss verantwortlich für das von ihr mitgegründete Tages-Anzeiger Magazin (heute: Das Magazin). Sie war eine Verfechterin des anwaltschaftlichen, parteiergreifenden Journalismus. Mit ihren Leitartikeln und kritischen Artikeln wird sie zu einer der führenden Fürsprecherinnen der Frauenbewegung. 1975 ging sie in den Ruhestand, arbeitet aber weiterhin als freiberufliche Journalistin und Gerichtsreporterin.

Schriftstellerin

Laure Wyss beginnt im bereits fortgeschrittenen Alter, literarische Texte zu schreiben. Ihr erstes Buch wird 1976 veröffentlicht. Unter dem Titel «Frauen erzählen ihr Leben. 14 Protokolle» porträtiert sie vierzehn Schweizerinnen11. Mit ihren Interviewberichten liegt sie im Trend der dokumentarischen Literatur der 1970er Jahre. 

1978 veröffentlicht Laure Wyss ihr Hauptwerk, «Mutters Geburtstag», das ihr Leben als alleinerziehende berufstätige Mutter reflektiert12. 1982 erscheint «Das rote Haus», ihr einziger Roman. In diesem Buch suchen eine alleinerziehende Mutter, ein Journalist und eine Hausfrau nach dem Sinn ihres Lebens. Laure Wyss veröffentlicht auch Kurzgeschichten, eine Sammlung von journalistischen Arbeiten und Gedichte.

Auszeichnungen

Zu ihren wichtigsten Auszeichnungen gehören der Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank (ZKB) 1982 für «Ein schwebendes Verfahren», der Preis der Schweizerischen Schillerstiftung 1998 für ihr Gesamtwerk und der Grosse Literaturpreis des Kantons Bern, ebenfalls 1998.

Tod

Laure Wyss stirbt am 21. August 2002 in Zürich im Alter von 89 Jahren. Sie ist auf dem Rehalp-Friedhof in Zürich begraben. Ihr Archiv wird im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern aufbewahrt.

Seit 2019 ist ein Park mit fünf Hügeln (rund 5000 m2) in Biel nach ihr benannt.

Das Foto zeigt das Strassenschild mit Namen Esplanade Laure-Wyss

Hinweise und Referenzen

Quelle: Wikipedia

1 Arbeitsgemeinschaft Laure Wyss [archive]: Das Leben der Laure Wyss, S. o. S. 
2 Corina Caduff: Laure Wyss: Schriftstellerin und Journalistin, S. 214ff
3 Corina Caduff: Laure Wyss: Schriftstellerin und Journalistin, S. 218
4 Corina Caduff: Laure Wyss: Schriftstellerin und Journalistin, S. 332
5 Corina Caduff: Laure Wyss: Schriftstellerin und Journalistin, S. 223ff
6 Corina Caduff: Laure Wyss: Schriftstellerin und Journalistin, S. 226
7 Corina Caduff: Laure Wyss: Schriftstellerin und Journalistin, S. 228 
8 Arbeitsgemeinschaft Laure Wyss: Das Leben der Laure Wyss, S. o. S. 
9 Barbara Kopp: Laure Wyss: Leidenschaften einer Unangepassten, S. 91
10 Barbara Kopp: Laure Wyss: Leidenschaften einer Unangepassten, S. 101f
11 Barbara Kopp: Laure Wyss: Leidenschaften einer Unangepassten, S. 303
12 Barbara Kopp: Laure Wyss: Leidenschaften einer Unangepassten, S. 307