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Umfrage zur Benennung des neuen Quartierplatzes

Mit der Neugestaltung des Unteren Quais soll die Brücke bei der Spitalstrasse in einen einladenden öffentlichen Quartierplatz umgestaltet werden. Der Gemeinderat beschloss diesen Platz, unter Vorbehalt der Bewilligung des Realisierungskredits durch dem Bieler Stimmvolk, als «Félicienne-Villoz-Muamba-Platz» zu benennen.

Neugestaltung des Unteren Quais

Die Stadt Biel möchte den Abschnitt des Unteren Quais zwischen Zentralplatz und Spitalstrasse neu gestalten. Im August 2023 wurde das Baugesuch eingereicht. Der Stadtrat hat im April 2024 dem Realisierungskredit zugestimmt. Am 9. Juni 2024 ist eine Volksabstimmung vorgesehen. Das Projekt sieht vor, die Brücke bei der Spitalstrasse in einen einladenden öffentlichen Platz umzugestalten.

Gestaltung eines neuen Platzes

Mit der Neugestaltung des Unteren Quais sollen die Karl-Neuhaus-Brücke und die Brücke bei der Spitalstrasse in Plätze umgewandelt werden. Die Verkehrsflächen bei der Spitalstrasse werden für Motorfahrzeuge verringert und neu strukturiert. Auf der ganzen Brücke wird eine Begegnungszone eingerichtet. Der gepflasterte Platz soll gut vom Verkehr getrennt sein. Somit entsteht Raum für die Gestaltung eines Quartierplatzes, auf dem sich alle aufhalten können. Ein Trinkbrunnen spendet Wasser und Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Die Terrassen der Restaurants in unmittelbarer Nähe beleben den Ort zusätzlich. 

Schematischer Plan des Projekts zur Neugestaltung des Unteren Quai. Rot umkreist: Neuer Quartierplatz.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf der Seite: www.biel-bienne.ch/unterer-quai

Umfrage zur Benennung des geplanten Platzes

Für die Benennung des geplanten Platzes wurde im Januar 2024 eine Online-Umfrage durchgeführt. Interessierte konnten die Portraits von vier bedeutenden Bielerinnen entdecken und daraus den künftigen Namen für den neuen Quartierplatz wählen. Insgesamt nahmen 1082 Personen teil. Eine deutliche Mehrheit (854 Stimmen) wählte Félicienne Villoz-Muamba. Der Gemeinderat beschloss deshalb diesen Platz, unter Vorbehalt der Bewilligung des Realisierungskredits durch dem Bieler Stimmvolk, als «Félicienne-Villoz-Muamba-Platz» zu benennen (Medienmitteilung vom 08.03.2024).

Benennung nach einer Bieler Frau

Nur sechs Strassen und Plätze tragen in Biel den Namen einer Frau. Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein Frauenplatz Biel für die Online-Umfrage eine Liste mit vier bedeutenden Bielerinnen erstellt. Entdecken Sie die Portraits der vier Frauen:

Erica Wallis (1945–1997)

Erica Wallis wurde 1945 in Tavannes geboren, war Juristin und Politikerin (PSR). 1992 wurde sie als erste Frau, zusammen mit Marie-Pierre Walliser-Klunge (PRR), als ständiges Mitglied in den Bieler Gemeinderat gewählt. Dort war sie zuständig für die Schul- und Kulturdirektion bis zu ihrem frühzeitigen Tod 1997. Von 1990 bis 1993 war sie zudem Mitglied des Grossen Rats des Kantons Bern. Sie engagierte sich in der Frauenbewegung und setzte sich für Frauenrechte ein. So war sie 1974 Mitgründerin von Infra Bern, der ersten Informations- und Beratungsstelle von Frauen für Frauen der Schweiz. Sie hat ebenfalls zur Gründung des «Forum du bilinguisme» im Jahr 1996 beigetragen. Sie wohnte am Unteren Quai.

Verena Möschler (1634–1690)

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurden in Biel und der Region fast ausschliesslich Frauen wegen Hexerei verurteilt. Die meisten endeten auf dem Scheiterhaufen, andere wurden beim Ausfluss der Schüss im See ertränkt. Hatten sich die frühneuzeitlichen Mühlen der Justiz einmal in Bewegung gesetzt, war ihnen nur noch schwer zu entkommen. Das Amthaus mit Regionalgericht, Polizei und Gefängnis an der Spitalstrasse symbolisiert ihre moderne Entsprechung. Der letzte Bieler Hexenprozess fand 1757 gegen Frau Villars statt. Sie wurde freigesprochen, jedoch auf Lebzeiten aus dem Gebiet der Meierei Biel verbannt. Leider existiert wenig Literatur zu den letzten Hexenprozessen in Biel und der Region. Daher steht das Schicksal von Verena Möschler symbolisch für die Hexenverfolgung.

Verena Möschler wurde 1634 in Orpund geboren. 1657 zog sie zu ihrem Mann nach Bözingen. Als Zugezogene hatte sie in der Dorfgemeinschaft einen schweren Stand. Die ersten Gerüchte über sie kursierten, als nach einem Wortgefecht zwischen Verena und dem Schmid Jakob Ritter eine von Ritters Kühen starb. Als dann im Abstand von wenigen Jahren mehrere ihrer Familienmitglieder starben, erhielten die Gerüchte, sie sei mit dem Teufel im Bunde, neuen Auftrieb. Die schwerwiegenden Klagen gegen Verena Möschler veranlassten den Bieler Rat am 30. April 1690, die inzwischen 56-Jährige gefangenzunehmen und den Fall zu untersuchen. Zeugenaussagen wurden aufgenommen und Verena Möschler verhört und gefoltert. Weitere Fälle angeblicher Vergiftungen von Menschen und Tieren wurden laut. Sie wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Gerichtsurteil zu Verena Möschler von 1690 @Stadtarchiv Biel

Félicienne Villoz-Muamba (1956–2019)

Félicienne Villoz-Muamba wurde 1956 im damaligen Belgisch-Kongo geboren. Sie wurde 2000 als erste schwarze Person in den Bieler Stadtrat und 2008 in den Grossrat des Kantons Bern gewählt. Sie war Juristin, Beraterin für Familienplanung und sexuelle Gesundheit, interkulturelle Mediatorin und Politikerin (Grüne). Zeitlebens engagierte sie sich für die interkulturelle Verständigung und gegen Rassismus.

Félicienne Villoz-Muamba studierte Recht in Brüssel und Paris und arbeitete anschliessend für die Botschaft von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) in Bern. Sie lebte mit ihrer Familie in Biel. Als Beraterin für sexuelle Gesundheit vermittelte sie den Frauen stets, ihre Rechte wahrzunehmen, und setzte sich gegen kulturelle Bräuche wie die Genitalverstümmelung ein. Im Jahr 2000 gründete sie die grösste Schweizer Organisation gegen anti-Schwarzen Rassismus in der Schweiz mit, den Carrefour de réflexion et d’action contre le racisme anti-noir (CRAN). Von 2009 bis zu ihrem Tod präsidierte sie die Organisation. Félicienne Villoz-Muamba starb 2019 nach langer Krankheit.

Anna Anker-Rüfli (1835–1917)

Anna Rüfli, die Tochter eines Metzgermeisters, war eine der ersten im Kanton Bern ausgebildeten Lehrerinnen. Sie war gut ausgebildet, sprachgewandt, zweisprachig und weltoffen. Mit 17 Jahren reiste sie von Biel nach St. Petersburg. In der damaligen Hauptstadt des russischen Zarenreichs arbeitete Anna Rüfli drei Jahre lang als Gouvernante bei einer adeligen Familie. Sie war als Hauslehrerin und Erzieherin für die Kinder angestellt. Zuvor hatte sie bereits ein Jahr lang in Dänemark gearbeitet. Nach ihrer Rückkehr heiratete sie den Inser Maler Albert Anker. Die Familie Anker-Rüfli verbrachte ihre Zeit abwechselnd in Ins und Paris. Anna Anker-Rüfli unterrichtete ihre sechs Kinder selbst, las viel und schrieb unzählige Briefe.