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Aktionstag gegen Armut und Prekarität in Biel - Besuch von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider

Über 30 Organisationen sind am 11. Mai 2023 am Markt der Möglichkeiten auf dem Zentralplatz in Biel präsent und setzen gemeinsam ein Zeichen der Solidarität. Was bedeutet Armut und Prekarität in Biel? Was wird für Betroffene gemacht? Wie kann geholfen werden? Und wie können sich Interessierte freiwillig gegen Armut und Prekarität engagieren? Diesen Fragen geht der Markt der Möglichkeiten nach; ein gemeinsames Projekt des Dachverbands Sozialer Institutionen Biel-Region (DSI) und der Abteilung Soziales der Stadt Biel. Der Markt findet von 12.00 bis 20.00 Uhr statt und wird um 12.15 Uhr durch Ansprachen von Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, dem Dachverband DSI sowie durch Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eröffnet. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements macht mit Ihrer Anwesenheit klar, wie wichtig das Engagement gegen Prekarität und Armut für die gesellschaftliche Solidarität ist und geht an ihrem Besuch auch auf Tuchfühlung mit den Menschen der zweisprachigen Stadt Biel.

Wie der gesamte Jurasüdgürtel hat Biel eine bewegte Industriegeschichte. Biel hat auch eine speziell zusammengesetzte Bevölkerung, die durch den seit langem günstig verfügbaren Wohnraum, durch Jobs im Tieflohnbereich, durch die Zweisprachigkeit, einen hohen Migrationsanteil und in den letzten Jahren auch durch einen grösser werdenden Anteil von Menschen mit Fluchthintergrund geprägt ist. Diese Ausgangslage bringt Mehrwert für die Gesellschaft, führt aber auch dazu, dass die Sozialhilfe-Quote mit gut 10.2% deutlich höher ist als in vielen anderen Schweizer Städten oder im Vergleich zum kantonalen Schnitt, welcher bei 4.2% liegt (Quelle: BfS 2021).

Ein paar Fakten (Quelle BfS): Die Sozialhilfequote ist ein wichtiger Indikator für die Armutserfahrungen der Bevölkerung. Denn Armut und Prekarität sind prägende Begleitumstände vor und nach dem Sozialhilfebezug. Die aktuell hohe Teuerung in vielen Bereichen des Lebensbedarfs macht jenen besonders zu schaffen, die mit wenig Geld auskommen müssen. Davon gibt es in Biel leider viele:

Die Arbeitslosenquote ist in Biel mit knapp 4% mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Kanton Bern.

  • 14% aller Arbeitslosen sind bereits mehr als ein Jahr ohne Erwerbsarbeit.
  • Knapp ein Viertel (23%) der Bieler Bevölkerung zwischen 25 und 65 Jahren haben keine berufliche Ausbildung. In der Sozialhilfe sind es 57%.
  • Jeder 9. Bieler Haushalt wird durch die Sozialhilfe unterstützt. Besonders oft sind dies Familien, so auch fast die Hälfte aller Ein-Eltern-Haushalte.
  • Besonders von Armut betroffen sind Kinder: Ein Drittel aller durch die Sozialhilfe unterstützten Personen sind Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren. In Biel benötigt somit jedes 5. Kind Sozialhilfe.
     

Dass vor- und nachgelagert der Sozialhilfe keine genauen Zahlen vorliegen, ist dem Fakt geschuldet, dass sich lange kaum koordinierende Kräfte dem Thema Armut und Prekarität angenommen haben. Seit ein paar Jahren gibt es nun eine übergeordnete Forschung die daran ist, Grundlagen zu erarbeiten. Diese zeigen schon heute: Die Sozialhilfequoten sinken, aber die Armut in der Schweiz steigt an. Der Bund hat deshalb die Nationale Plattform gegen Armut ins Leben gerufen. In Biel hat sich der Dachverband für Soziale Institutionen dem Thema angenommen und organisiert gemeinsam mit der Direktion Soziales und Sicherheit der Stadt Biel nun zum zweiten Mal einen Aktionstag gegen Armut und Prekarität.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, macht mit ihrem Besuch am kommenden Aktionstag in Biel deutlich, dass der solidarische gesellschaftliche Zusammenhalt eine Grundbedingung für die Soziale Sicherheit der Schweiz ist. Das Engagement gegen Armut und Prekarität ist wichtig. Gemeinden, Institutionen und Einzelpersonen leisten wertvolle Arbeit. Staat und Zivilgesellschaft müssen gemeinsam zusammenwirken, um dazu beizutragen, dass Hilfe frühzeitig einsetzt und somit grösseres Leid und Abhängigkeiten verhindert werden.

Der Markt der Möglichkeiten richtet sich an die Bevölkerung von Biel und der Region. Diese kann sicherstellen, dass Armutsbetroffene den Weg zu den vielfältigen Hilfestellungen finden: Als Nachbarn, als Verwandte oder als Freunde. Alle können sich am 11. Mai selbst ein Bild der Möglichkeiten machen und bei Bedarf Betroffene an eine der Stellen und Institutionen vermitteln oder begleiten. Der Markt der Möglichkeiten ist somit auch ein Markt der Informationen. Neben der Eröffnung sind viele Spiele, Aktivitäten an den Ständen sowie ein kulturelles Rahmenprogramm auf dem Zentralplatz geplant. Letzteres findet seinen Abschluss um 19.00 Uhr mit einem Gratis-Symphoniekonzert des Theater-Orchesters Biel Solothurn (TOBS).

 

Markt der Möglichkeiten am 11. Mai, 30 Info-Stände, Zentralplatz von 12 bis 20 Uhr

  • 12.15 Uhr: Eröffnungs-Ansprachen durch Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Biel, des Dachverbands soziale Institutionen Biel und Region (DSI) und durch Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements.
  • Anschliessend besucht Frau Baume-Schneider den Markt der Möglichkeiten, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und sich selber ein Bild des Engagements in Biel zu machen.
  • 17.00 Uhr: Djembe-Konzert (wenn das Wetter es zulässt)
  • 18.55 Uhr: Schlusswort durch Vertretungen des DSI
  • 19.00 Uhr: Symphonie-Konzert TOBS (wenn das Wetter es zulässt)

Flyer Aktionstag Armut [pdf, 2.0 MB]