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Bieler Bevölkerung kann über die Neugestaltung des Unteren Quais abstimmen

Das Projekt zur Neugestaltung des Unteren Quais umfasst die Sanierung und Aufwertung der Strassen beidseits des Schüsskanals und der beiden Brücken zwischen dem Zentralplatz und dem geplanten Félicienne-Villoz-Muamba-Platz. Es schafft hochwertige öffentliche Räume für eine Stadt, in der es sich gut leben lässt – heute und auch in Zukunft. Die Bevölkerung konnte sich seit dem Projektbeginn 2019 in die gesamte Entwicklung einbringen. Unter Vorbehalt des Stadtratsbeschlusses wird sie bald darüber abstimmen können. Es geht darum, ihre Zustimmung zu erhalten, bevor die Realisierung in Angriff genommen wird.

Die Schüss ist ein Wahrzeichen Biels. Der Fluss ist eine Lebensader, ein wichtiger Orientierungspunkt, der zur Lebensqualität aller beiträgt, die in der Stadt wohnen, arbeiten oder zu Gast sind. Die Stadt Biel engagiert sich seit Jahren für die Aufwertung der Schüss. Begonnen hat sie mit der Renaturierung des Abschnitts zwischen der Taubenlochschlucht und dem Hauserwehr, wo sie mit der Schüssinsel einen sehr beliebten Erholungsraum schuf. Nun will sie einen Bereich mitten in der Stadt aufwerten, den Unteren Quai, zwischen dem Zentralplatz und dem geplanten Félicienne-Villoz-Muamba-Platz an der Spitalstrasse (siehe Kasten), wo der Handlungsbedarf auf den ersten Blick zu erkennen ist.

Dieser sehr charakteristische Abschnitt in der Innenstadt hat im Laufe der Jahre an Glanz eingebüsst. Die Trottoirs und die Fahrbahn müssen repariert werden. «Eine Sanierung dieses Abschnitts des Unteren Quais ist unumgänglich. Wir haben diese Tatsache als Chance gesehen, die es zu nutzen gilt, um neue Qualitäten einzubringen und auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren», erklärt die Bau-, Energie- und Umweltdirektorin Lena Frank.

Das Projekt wurde so gestaltet, dass es bestmöglich an die Bedürfnisse aller Nutzerinnen und Nutzer angepasst ist (junge und ältere Menschen, Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Familien, Velofahrende, Fussgängerinnen und Fussgänger usw.). Aus diesem Grund wurde die Bevölkerung über den ganzen Planungsprozess hinweg in die Überlegungen einbezogen.

Als Antwort auf die so gesammelten Vorstellungen und Erwartungen (www.biel-bienne.ch/unterer-quai) liegt der Schwerpunkt auf attraktiven Velowegen, qualitativ hochstehenden Fussverbindungen, einladenden Räumen mit viel Schatten und Pflanzen, einer an den Klimawandel angepassten Gestaltung, einer flexiblen Nutzung, Benutzungsfreundlichkeit und auf der Wahrung der Identität dieses den Bielerinnen und Bielern wichtigen Ortes.

Das Projekt setzt auf den Langsamverkehr, gewährleistet aber gleichzeitig die notwendige Erreichbarkeit mit dem Auto. Die bestehenden Bäume bleiben und die Alleen erhalten eine vielfältigere und dichtere Bepflanzung. Damit das Regenwasser im Boden versickern und für die Vegetation gespeichert werden kann, wird der Boden wasserdurchlässig gestaltet. Im Sommer sorgt die Schüss so für Kühle in der Stadt und die Quais bieten den Bielerinnen und Bielern das ganze Jahr über angenehme Aufenthaltsräume.

 

 «Der Untere Quai erhält seinen Charakter als grosszügige Promenade zurück und passt sich gleichzeitig den Herausforderungen und Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts an», bringt es Stadtpräsident Erich Fehr auf den Punkt.

Gemäss Lena Frank «kann aufgrund der Qualitäten des Projekts Anspruch auf Subventionen erhoben werden. So muss man weniger investieren als für eine reine Sanierung und kann mehr umsetzen». Die Neugestaltung kostet insgesamt 7 Millionen Franken, aber die Stadt Biel muss davon nur ca. 2,3 Millionen Franken aufbringen. Denn rund 60 % der Kosten werden voraussichtlich subventioniert und 500 000 Franken stammen aus einer Spezialfinanzierung. Erich Fehr ergänzt: «Da ein Betrag von 1,22 Millionen Franken bereits vom Stadtrat für die Planung freigegeben wurde, geht es effektiv noch um Nettoinvestitionen von rund 1,1 Millionen Franken, die für die Realisierung des gesamten Projekts erforderlich sind.»

Die Neugestaltung des Unteren Quais ist sowohl zukunftsorientiert als auch fest in seinem städtischen, historischen und sozialen Kontext verankert. Ihre Reifung im Laufe der Planungsphasen hat die Robustheit der getroffenen Entscheidung angesichts der sehr zahlreichen und unterschiedlichen Zwänge, auf die der öffentliche Raum reagieren können muss, bewiesen. Die Aufwertung des Schüssquais und die geplante Neugestaltung des Unteren Quais entsprechen den Zielen der Stadt Biel für eine nachhaltige Stadtentwicklung und eine hohe Lebensqualität für alle. «Es ist wirklich ein Projekt für heutige und kommende Generationen» sagt die Direktorin Bau, Energie und Umwelt.

 

Neuer Félicienne-Villoz-Muamba-Platz

Mit der Neugestaltung des Unteren Quais entsteht auf der Brücke der Spitalstrasse ein neuer öffentlicher Platz fürs Quartier. Dieser heute hauptsächlich dem Motorfahrzeugverkehr vorbehaltene Raum über der Schüss wird zu einer auf die Fussgängerinnen und Fussgänger zugeschnittenen Begegnungszone, wobei auch die Durchfahrt für den öffentlichen Verkehr und andere Fahrzeuge sichergestellt ist.

Die Namenswahl für den Félicienne-Villoz-Muamba-Platz erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Verein Frauenplatz und mit einem öffentlichen Wettbewerb. Die Bevölkerung konnte in einer Umfrage abstimmen, welchen der vorgeschlagenen Personennamen sie am liebsten auf dem Schild des neuen Platzes sehen würde. Der Gemeinderat hat diesen neuen Namen im Februar 2024 öffentlich bekanntgeben, unter Vorbehalt der Genehmigung des Realisierungskredits für die Neugestaltung des Unteren Quais.

Die Person

Félicienne Villoz-Muamba wurde 1956 im damaligen Belgisch-Kongo geboren. Sie wurde 2000 als erste schwarze Person in den Bieler Stadtrat und 2008 in den Grossrat des Kantons Bern gewählt. Sie war Juristin, Beraterin für Familienplanung und sexuelle Gesundheit, interkulturelle Mediatorin und Politikerin (Grüne). Zeitlebens engagierte sie sich für die interkulturelle Verständigung und gegen Rassismus.

Félicienne Villoz-Muamba studierte Recht in Brüssel und Paris und arbeitete anschliessend für die Botschaft von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) in Bern. Sie lebte mit ihrer Familie in Biel. Als Beraterin für sexuelle Gesundheit vermittelte sie den Frauen stets, ihre Rechte wahrzunehmen, und setzte sich gegen kulturelle Bräuche wie die Genitalverstümmelung ein. Im Jahr 2000 gründete sie die grösste Schweizer Organisation gegen anti-Schwarzen Rassismus in der Schweiz mit, den Carrefour de réflexion et d’action contre le racisme anti-noir (CRAN). Von 2009 bis zu ihrem Tod präsidierte sie die Organisation. Félicienne Villoz-Muamba starb 2019 nach langer Krankheit.