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Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten 2022

Am 24. Oktober 2023 erscheint zum 24. Mal der Bericht des Kennzahlenvergleichs zur Sozialhilfe in Schweizer Städten. Biel ist eine der 14 Vergleichsstädte. Seit 2009 basieren die Auswertungen des Kennzahlenberichts grösstenteils auf den Daten der Schweizerischen Sozialhilfestatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS).

Erfreuliche Entwicklung in der Stadt Biel hält an

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Kennzahlen-Berichtes zur Sozialhilfe in Schweizer Städten 2022 fokussiert auf Personen mit Fluchthintergrund in der Sozialhilfe. Es wird aufgezeigt, wie viele Geflüchtete in den Städten durch die Sozialhilfe unterstützt werden und wie sich ihre Lebenssituation von anderen Sozialhilfebeziehenden unter­scheidet. Zudem wird am Beispiel der 14 Vergleichsstädte aufgezeigt, welches die Herausforderungen und förderliche Bedingungen für die Integration von Geflüchteten im städtischen Raum sind, und welche bedeutende Rolle den Städten bei der Integration von Geflüchteten zukommt.

Im Jahr 2022 hat in Biel die Zahl der Sozialhilfefälle das sechste Jahr hintereinander abgenommen. 2022 ist die Anzahl Fälle im Vergleich zu 2016 um 427 auf 3326 Fälle gesunken. Dies hat zur Folge, dass die Sozialhilfequote erstmal seit 2009 unter 10 Prozent gesunken ist. Biel ist die einzige der Vergleichsstädte, die ohne Einführung neuer kantonaler Bedarfsleistungen (z.B. Familienergänzungsleistungen in Lausanne) die Sozialhilfequote seit 2016 so deutlich senken konnte.

17 Prozent der Sozialhilfebeziehenden in der Stadt Biel sind geflüchtete Personen mit einem Aufenthaltsausweis F oder B. Absolut wurden somit 957 Personen mit Fluchthintergrund unterstützt. Davon sind rund 380 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Im Durchschnittsvergleich mit allen Sozialhilfebeziehenden sind die Geflüchteten zudem häufiger erwerbstätig, verfügen jedoch öfters über keine berufliche Ausbildung, leben vermehrt in Familienhaushalten und sind häufiger Kinder.

Die Abteilung Soziales der Stadt Biel übernimmt für die knapp 1000 unterstützten Personen mit Fluchthintergrund eine wichtige Rolle bei der Integrationsarbeit. Zusätzlich zu den finanziellen Zuwendungen werden sie insbesondere beim Spracherwerb sowie bei der sozialen und beruflichen Integration unterstützt. Eine Begleitung, auf die vermehrt bereits viel früher und intensiver Wert gelegt werden muss. Damit wird möglichst vielen Personen ermöglicht, sich in ihrem Alltag zu integrieren und ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu sichern.

In der Stadt Biel bestehen verschiedene Unterstützungsangebote wie Sprachkurse, Kurse zur Förderung der Grundkompetenzen, Massnahmen zur Anerkennung bestehender Qualifikationen im Ausland, Förderung der beruflichen Integration, unterstützende Massnahmen bei der Kinderbetreuung und bei der Frühförderung von Kindern sowie das wichtige Tagesschul-Modell.

Es besteht aber auch Entwicklungspotential in einigen Bereichen, die teilweise nicht in der Kompetenz der Gemeinde liegen. So ist es beispielsweise entscheidend, dass Sprachkurse möglichst rasch nach der Ankunft in der Schweiz intensiv besucht werden können.

Die sinkende Gesamtzahl der Fälle und die steigende Zahl der Personen mit Fluchthintergrund wird beeinflusst durch verschiedenen Faktoren:

  • Die Arbeitslosenquote ist seit dem Höchststand im Januar 2021 (6,6 %) kontinuierlich am Sinken und betrug im Dezember 2022 noch 3,7 %. Der Jahresdurchschnitt lag im Jahr 2022 mit 3,9 % nach wie vor deutlich über dem kantonalen bzw. schweizerischen Durchschnitt von 1,7 % bzw. 2,2 %. Die stärkere Integrationskraft des Arbeitsmarktes und die Bemühungen der Betroffenen wie auch der Beratenden, diese Chance auch zu nutzen, sind Gründe für die sinkenden Fallzahlen in der Sozialhilfe. Diejenigen Personen, die bei einer solch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt keine Stelle finden, sind oft mit komplexen Herausforderungen in verschiedenen Lebensbereichen konfrontiert (z.B. keine Berufsbildung, mangelnde Sprachkenntnisse, multiple gesundheitliche Einschränkungen, Betreuungspflichten) und sind daher längerfristig auf die Unterstützung der Sozialhilfe angewiesen. 
  • Andererseits haben auch die Nachwirkungen der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 (Flüchtlingswelle nach dem SyrienKonflikt) die Fallzahlen beeinflusst: Sofern die damals neu aufgenommenen Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen noch in der Schweiz leben und wirtschaftliche Unterstützung benötigen, werden sie seit dem Jahr 2020 durch die Sozialhilfe der Gemeinden unterstützt. In Biel wurden 2022 170 Geflüchtete neu von der Sozialhilfe unterstützt, die vorher vom Flüchtlingssozialdienst des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) betreut worden sind. Für den ganzen Kanton Bern wurden von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion für das Jahr 2022 2534 Personen gemeldet, die voraussichtlich aus den kantonalen Flüchtlingssozialdiensten in die Sozialdienste der Gemeinden wechseln.

Factsheet Kennzahlenvergleich [pdf, 511 KB]