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Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in Schweizer Städten 2019: Günstige Entwicklung in der Stadt Biel hält an

Am 27. Oktober 2020 erscheint zum 21. Mal der Bericht des Kennzahlenvergleichs zur Sozialhilfe in Schweizer Städten. Biel ist eine der 14 Vergleichsstädte. Seit 2009 basieren die Auswertungen des Kennzahlenberichts grösstenteils auf den Daten der Schweizerischen Sozialhilfestatistik des BFS.

In Biel ist die Zahl der Sozialhilfefälle das dritte Jahr hintereinander gesunken. 2019 sind die Anzahl Fälle im Vergleich zu 2018 um knapp 1 Prozent auf 3’536 Fälle gesunken. Ebenfalls seit 2016 im Sinkflug ist die Sozialhilfequote, sie liegt 2019 bei 10,7 Prozent. Somit ist Biel die einzige der Vergleichsstädte, die ohne Mithilfe von neuen kantonalen Bedarfsleistungen (Familienergänzungsleistungen in Lausanne) die Sozialhilfequote seit 2016 deutlich (-9%) senken konnte. Die durchschnittliche Falldauer wurde im Kennzahlenbericht als Schwerpunktthema genauer untersucht. Dabei zeigt sich, dass die strukturell benachteiligten Gruppen den Anstieg der Falldauer auslösen. Somit spielen in Biel hier dieselben wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren, die in ihrem Zusammenspiel dazu führen, dass die Bevölkerung ein vergleichsweise hohes Sozialhilferisiko trägt.

Besonders prägend ist die strukturell bedingte überdurchschnittliche Arbeitslosenquote, der relativ hohe Anteil an günstigen Wohnungen, der hohe Anteil an Personen mit tiefer oder keiner Berufsbildung, der hohe Anteil an Alleinerziehenden und der hohe Anteil an Migrationsbevölkerung mit Fluchthintergrund. Der Anteil Flüchtlinge und vorläufig aufgenommener Personen an der Wohnbevölkerung liegt bei 4 Prozent, was deutlich höher ist als in anderen Vergleichsstädten. In Bern ist er beispielsweise nur halb so hoch. 

Migrantinnen und Migranten mit Fluchthintergrund haben im Durchschnitt ein höheres Sozialhilferisiko als Personen, die aufgrund einer Arbeitsstelle in die Schweiz kommen. Die gewichtigsten Risikofaktoren sind ein tiefes Bildungsniveau oder nicht anerkannte Berufsabschlüsse, die Zweisprachigkeit des Arbeitsmarktes und der eingeschränkte Zugang zu Leistungen der Invalidenversicherung bei langwierigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Aufgrund der Pandemie-Folgen sieht die Zukunft der Sozialhilfe-Zahlen in der ganzen Schweiz nicht rosig aus. Umso wichtiger ist es, genau zu wissen, was die Gründe, die Möglichkeiten und die Grenzen der Sozialhilfe sind. So kann, dank Analysen wie sie im Kennzahlenbericht vorgenommen werden, weiterhin wirkungsvoll agiert werden: Damit Menschen Perspektiven entwickeln und die Sozialhilfe wieder verlassen können.