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Zum dritten Mal nach 2017 wurde das Mobilitätsverhalten der Bielerinnen und Bieler genauer unter die Lupe genommen. Die Daten zeigen, dass die präventiv ergriffenen Massnahmen der Behörden zur Bewältigung der Coronakrise direkte Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten und das Verkehrsaufkommen hatten.

Die Stadt Biel hat im Jahr 2017 ein Netz von permanenten Zählstellen an strategisch wichtigen Stellen des Strassennetzes eingerichtet, um den motorisierten Individualverkehr (Autos, Lastwagen) sowie den Fuss- und Veloverkehr zu erfassen. Ergänzt werden die Daten mit der Anzahl der ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer zwischen zwei Bushaltestellen sowie durch die Daten zu den Shared-Mobility-Angeboten. Anhand dieser quantitativen Daten lässt sich das Funktionieren des Bieler Verkehrsnetzes als Ganzes darstellen und, normalerweise, die Entwicklung der Mobilität in Biel von Jahr zu Jahr beobachten. Allerdings sind die Ergebnisse aufgrund der aussergewöhnlichen Pandemiesituation der letzten zwei Jahre mit Vorsicht zu geniessen. Die in der Stadt Biel in den Jahren 2020 und 2021 erfassten Mobilitätsdaten widerspiegeln teilweise, was auch in anderen Schweizer Städten und auf nationaler Ebene während der Pandemie festgestellt worden ist. 

Auswirkungen von Covid-19 auf die Mobilität

Die Auswirkungen der Pandemie auf das Volumen des Fussverkehrs ist an einigen Orten frappant. Insbesondere an der Bahnhofstrasse, wo ein Rückgang der Fussgängerströme um fast die Hälfte beobachtet wurde (-48,3 % der täglichen Anzahl Fussgängerinnen und Fussgänger zwischen 2017 und 2021). Auf anderen Abschnitten wurde zwischen 2017 und 2021 eine leichte Zunahme des Fussverkehrs-Volumens festgestellt, zum Beispiel auf der Orpundstrasse (+8,8 %) oder in der Seevorstadt (+2,7 %). Diese Resultate zeigen, dass das Fussverkehrsaufkommen an den Schnittstellen mit dem ÖV während der Pandemie stark gesunken ist, während umgekehrt die Naherholungsgebiete grössere Volumen generierten.

Die Zählungen ergeben, dass die Coronakrise den Veloverkehr weniger beeinflusst hat. Bei einer Betrachtung des Veloverkehrs zwischen 2017 und 2021 zeigt sich, dass die Anzahl der Velofahrenden allgemein weiterhin überall zunahm, mit einer beträchtlichen Steigerung auf der Orpundstrasse (+40,6 %) und der Mettstrasse (+21,9 %). Beschränkt man die Beobachtung allerdings auf den Zeitraum zwischen 2020 und 2021, ist die Tendenz nicht im ganzen Stadtgebiet einheitlich. Einige Zählstellen verzeichneten einen leichten Rückgang der Anzahl Velos zwischen 2020 und 2021, insbesondere auf der Murtenstrasse (-3 %) und der General-Dufour-Strasse (-4,8 %), während die Anzahl Velos andernorts (Zentralstrasse Nord und Süd sowie Mettstrasse) stabil blieb. 

Stark abnehmend war zwischen 2020 und 2021 die Anzahl der Personen, die den öffentlichen Verkehr nutzten, mit einem Rückgang zwischen -25 % und –35 %, insbesondere im Stadtzentrum auf den Abschnitten Zentralstrasse Nord (-33,2 % des Passagieraufkommens im Jahr 2020) und General-Dufour-Strasse (-31,5 % des täglichen ÖV-Passagieraufkommens im Jahr 2020). Allerdings zeigte die Entwicklung der ÖV-Nutzung vor der Pandemie bei allen Zählstellen eine leichte Zunahme. 

Bei den Volumen des motorisierten Individualverkehrs (MIV) zeigen die Daten zwischen 2020 und 2021 auf dem gesamten Netz eine Zunahme der Fahrzeuge, insbesondere im Stadtzentrum, mit Ausnahme der Orpund- und der Bözingenstrasse. Diese Zunahmen sind jedoch moderat mit einer Zunahme des durchschnittlichen Tagesverkehrs von Montag bis Sonntag zwischen +2,5 % auf der General-Dufour-Strasse und von +6,8 % auf der Jakob-Rosius-Strasse. In absoluten Zahlen bedeutet dies je nach Standort eine Zunahme um 100 bis 450 Fahrzeuge pro Tag. Diese Beobachtungen zeigen, dass trotz der Homeoffice-Massnahmen oder Veranstaltungs-Beschränkungen, unter anderen, die MIV-Volumen nicht zurückgegangen sind und z.B. während der Pandemiemonate eine Verlagerung zur individuellen Autofahrt zulasten des ÖV stattgefunden hat.

Schliesslich muss in den nächsten Jahren, wenn eine Rückkehr zur Normalität stattgefunden hat, aufmerksam beobachtet werden, ob sich das Mobilitätsverhalten dauerhaft verändert hat oder ob die Tendenzen und Gewohnheiten von vor der Pandemie wieder aufgenommen werden, d.h. der Rückgang von individuellen MIV-Fahrten sowie eine zunehmende Nutzung des ÖV und der zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegten Wegstrecken.

Zählen, um die richtigen strategischen Entscheide zu treffen

Durch die Erhebung von Basisdaten zum Verkehrsaufkommen lassen sich langfristige Mobilitätstrends erkennen. Somit dient sie als Entscheidungshilfe sowohl für Behörden als auch für Planerinnen und Planer. Normalerweise, ausserhalb von Pandemie-Situationen, lässt sich anhand dieser Daten ausserdem feststellen, ob die in Bezug auf die Mobilität festgelegten Ziele erreicht worden sind.

Mobilitätsmonitoring 2021 / Zähldaten zum Mobilitätsmonitoring (Bericht in französischer Sprache) [pdf, 8.4 MB]

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