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Aktionswoche gegen Rassismus 2022

Rund um den internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März hat die Fachstelle Integration Biel mit einer Aktionswoche vom 19. bis 26. März 2022 ein Zeichen gegen rassistische Diskriminierung gesetzt.

Ziel der Fachstelle Integration der Stadt Biel war es, mit der ersten Aktionswoche gegen Rassismus (19.–26.3.2022) ein starkes Zeichen gegen die Rassendiskriminierung zu setzen. Auf dem Programm standen an unterschiedlichen Standorten Workshops, ein Theaterstück und eine Ausstellung mit Videoporträts des Künstlers Enrique Mûnoz Garcia, die an verschiedenen Orten in Biel Halt machte. Alle Anlässe konnten kostenlos besucht werden, für einige war jedoch eine Anmeldung erforderlich. 

Rassismus-Workshops für Beschuldigte und Betroffene vom 21. bis 23. März 2022, durchgeführt von Noël Tshibangu, Haus pour Bienne

Im Haus pour Bienne bot Noël Tshibangu, Sozialarbeiter und Mitglied der städtischen Integrationskommission, zwei Workshops an. Der Inhalt der Workshops zielte darauf ab, Personen, die Rassismus erleben oder denen vorgeworfen wird, rassistisch zu sein, konkrete Werkzeuge an die Hand zu geben. Indem beleuchtet wurde, wie der institutionellen Rassismus sich auf diskriminierende Verhaltensweisen auswirkt, konnten die Workshops die teilnehmenden Personen auf die Prozesse sensibilisieren, die zu Diskriminierung führen und bewirken, dass alle sich Fragen zu Stereotypen stellen.

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Die Workshops wurden nur sehr spärlich besucht. Obwohl sie unter der Woche angeboten wurden (Montag- und Mittwochnachmittag), haben insgesamt nur acht Personen an den verschiedenen Workshops teilgenommen. Einerseits war der Zeitpunkt der Durchführung für längere Workshops nicht geeignet, andererseits wäre das angebotene Format für direkte Interventionen bei Institutionen besser geeignet gewesen. Diese Feststellung fliesst in die Organisation künftiger Workshops mit ein.

In einem grossen, hohen Raum steht eine Person an einem Buffet, darum sitzen vier weitere Personen.

Ethik-Workshop «Unverhandelbare Werte? Eine Frage der Perspektive» am 22. März 2022

Nachdem in verschiedenen Bieler Schulen erfolgreich partizipativ gestaltete Ethik-Workshops für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren durchgeführt worden waren, schlug die Fachstelle Integration vor, das Projekt auf die Eltern, Lehrpersonen und Erwachsene auszudehnen, die sich für Hilfsmittel zur Förderung des Bürgersinns und des Zusammenlebens interessieren. Während der Aktionswoche gegen Rassismus fand der Workshop, für den man sich anmelden musste, mit einer kleinen Anzahl Teilnehmende statt (8), dies erlaubte vertiefte Diskussionen und den Austausch zum Thema. Die Werte des Zusammenlebens wurden anhand konkreter Beispiele zur Suche nach Verhandlungsspielräumen diskutiert, um einen Kompromiss zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zum Zusammenleben in der Gesellschaft zu finden. Die Teilnehmenden verfügten nach dem Workshop über praktische Hilfsmittel und die Rückmeldungen waren sehr positiv.

Informationsstand der Fachstelle Integration, von Multimondo, «Stopp-Rassismus-Kiosk» von gggfon auf dem Zentralplatz am 26. März 2022

Die Fachstelle Integration entschied sich dazu, die Bevölkerung durch die Präsenz im öffentlichen Raum im direkten Kontakt über die erste Durchführung der Aktionswoche gegen Rassismus in Biel zu informieren.

Zusätzlich zum Informationsstand über die Rolle und die Angebote der Fachstelle Integration wurden weitere Organisationen eingeladen, um ihre Arbeit gegen Diskriminierung und für Integration professionell und gleichzeitig unterhaltsam (Spiele) sichtbar zu machen. An einem auf dem Zentralplatz aufgestellten «Glücksrad» konnten Passantinnen und Passanten aus der Schweiz und dem Ausland ihr Wissen über die Integration anhand von Fragen zur Diskriminierung testen.

Der Verein Multimondo hatte neben der Fachstelle Integration ebenfalls einen Stand, an dem die Passantinnen und Passanten an einem interkulturellen Spiel teilnehmen konnten. Ausserdem hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, sich über die verschiedenen Angebote von Multimondo für Migrantinnen und Migranten zu informieren. Neben diesen zwei Ständen stand der Bus mit dem «Stopp-Rassismus-Kiosk» des Vereins gggfon, wo sich die Bevölkerung über die Rechte der Opfer von Rassismus informieren konnte und eine fachliche Beratung zum Umgang mit rassistischen Vorfällen angeboten wurde.

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Die Aktivitäten fanden allgemein einen guten Anklang bei der Bevölkerung. Viele Passantinnen und Passanten hielten einen Moment inne, um Fragen zu stellen und an den verschiedenen Spielen mitzumachen. Mit den Ständen konnten die Anlaufstellen, an die sich potentielle Rassismus-Opfer wenden können, bekannt gemacht werden.

Ein Marktstand der Fachstelle Integration steht neben einem Stop-Rassismus-Stand der Beratungsstelle Gggfon

Theaterstück und Workshop des Vereins Mosaik über Diskriminierung am 26. März 2022

Im Theater Nebia Poche wurde das satirische Theaterstück «Chefbeamtin Bettina Zimmermann» von Kathrin Iten (DAS.VENTIL) aufgeführt, das den Alltag einer Beamtin zeigt, die Dossiers für den Erhalt der Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz analysiert. Das Publikum war anschliessend eingeladen, sich im Rahmen eines Workshops in der Voirie weitere Gedanken zum Thema zu machen. Organisiert wurde der Workshop durch den Verein Mosaik, dessen Ziel es ist, in den Bieler Schulen Sensibilisierungsarbeit für alle Formen der Diskriminierung zu leisten. Im Workshop, der am Samstag, 26. März 2022 von 18.00 bis 20.00 Uhr stattfand, wurde vorgeschlagen, das Thema institutioneller Rassismus in drei verschiedenen institutionellen Rahmen zu betrachten:

  • In der Schule
  • Am Arbeitsplatz
  • In kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Institutionen

Die Teilnehmenden debattierten in drei Gruppen während jeweils 20 Minuten über ein Thema. Anschliessend präsentierten die Moderatorinnen und Moderatoren jeder Gruppe eine Zusammenfassung der Diskussionen mit den konkreten Vorschlägen der Teilnehmenden, um den Rassismus in den unterschiedlichen Institutionen zu reduzieren. Die Überlegungen wurden in Form einer Zusammenfassung gesammelt und anschliessend als Bericht an die Fachstelle Integration übergeben. Abgeschlossen wurde der Abend mit einem gemütlichen Apéro Riche, an dem Teilnehmende und Referentinnen und Referenten sich weiter zum Thema austauschen und ihr Netzwerk erweitern konnten.

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Dank dem Workshop von Mosaik konnten Bielerinnen und Bieler, aus der Schweiz oder aus anderen Kulturen oder beides gleichzeitig, sich kennenlernen und gemeinsam über konkrete Lösungen nachdenken, wie gegen den institutionellen Rassismus vorgegangen werden kann.

Personen, die am Workshop teilgenommen hatten, schätzen insbesondere die partizipative Komponente und die Berücksichtigung ihrer Meinung. Sie engagierten sich sehr, da ihnen vorgängig gesagt wurde, dass die im Rahmen des Workshops entwickelten Ideen anschliessend der Stadt Biel unterbreitet würden.

Diejenigen, den Workshop leiteten – junge Personen, die auf die eine oder andere Weise von Rassismus betroffen sind – konnten mit dieser Erfahrung ihre sozialen und persönlichen Kompetenzen erweitern.

Die Moderatorinnen und Moderatoren stellten fest, dass die Teilnehmenden viel zu sagen hatten, dass aber die Zeit zu knapp war. Deshalb empfiehlt Mosaik, regelmässig solche Workshops in Biel durchzuführen, um damit den Erfahrungen der Menschen mit Diskriminierung Raum zu geben.

Rund zwei Dutzend Personen sitzen in Gruppen um Tische und diskutieren. An den Wänden hängen Porträt-Fotos verschiedener Personen mit Migrationsgeschichte.