Einräumung eines Baurechts für das «Haus für Gesundheit und Prävention» beim Bahnhof Biel
Zusammen mit weiteren Akteuren aus dem Gesundheits- und Sozialbereich plant die Spitalzentrum Biel AG, 2026 hinter dem Bahnhof ein «Haus für Gesundheit und Prä-vention» zu eröffnen. Das Kompetenzzentrum wird sich auf ambulante Dienstleistungen und eine integrierte Gesundheitsversorgung im Bereich der chronischen Erkrankungen fokussieren und so einen wesentlichen Teil des ambulanten Angebots des Spitals, das 2029 nach Brügg zieht, in der Bieler Innenstadt gewährleisten. Für den Bau des neuen Gesundheitszentrums beantragt der Gemeinderat dem Stadtrat die Erteilung des Baurechts in der Aarbergstrasse 72, wo bis 2020 das X-Project angesiedelt war. Dem Autonomen Jugendzentrum (AJZ), das dort in Erwartung der Wiedereröffnung des Gaskessels im Rahmen einer bis Ende 2022 befristeten Zwischennutzung Konzerte organisiert, werden alternative Lösungen angeboten.
Mit der demografischen Entwicklung sieht sich die Stadt Biel in Zukunft mit grossen Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsversorgung konfrontiert. Die Zunahme chronischer Erkrankungen erfordert integrierte Lösungsansätze, die eine enge Kooperation und Koordination der Akteure der Gesundheits- und Altersversorgung voraussetzen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, wollen die Spitalzentrum Biel AG und verschiedene Akteure wie die Spitex Biel-Bienne Regio AG, Pro Senectute oder die «Residenz Au Lac» hinter dem Bahnhof ein «Haus für Gesundheit und Prävention» eröffnen.
Die Zweckbestimmung dieses Zentrums ist gesamtgesellschaftlich relevant und soll in der Stadt Biel zentrumsnah eine bedarfsgerechte, zukunftsweisende Gesundheitsversorgung ermöglichen. Da das Spitalzentrum den Standort Biel in wenigen Jahren verlassen wird, um sich mit dem akutmedizinischen und stationären Angebot in Brügg anzusiedeln, besteht das Anliegen, der Bieler Bevölkerung vor Ort und an zentraler Lage ein Kompetenzzentrum für ambulante Gesundheitsdienstleistungen anzubieten. Im Fokus steht ein integriertes Angebot für chronische und komplexe Krankheitsbilder.
Die Firma Kimball AG hat die Stadt Biel kontaktiert, um für den geplanten Bau eines «Hauses für Gesundheit und Prävention» einen geeigneten Standort im Stadtzentrum zu finden. Der Gemeinderat schlägt vor, ihr die Parzelle an der Aarbergstrasse 72 im Baurecht abzugeben. Die Liegenschaft, die früher das 2020 an den Rennweg umgezogene X-Project beherbergte, wird zugunsten des neuen Gesundheitszentrums zurückgebaut. Für das Bauprojekt wird ein Projektwettbewerb durchgeführt. Bauherrin ist die Kimball AG. Hauptmieterin wird die Spitalzentrum Biel AG sein, als zusätzliche Mieter haben sich bereits weitere Akteure aus dem Gesundheits- und Sozialbereich engagiert. Auch eine gesundheitsnahe Gewerbenutzung (Apotheke) ist vorgesehen.
Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat für seine Sitzung vom Oktober 2022 die Genehmigung des Baurechtsvertrages ab dem 1. Januar 2023 für 60 Jahre mit einem Kapitalwert von 3,91 Millionen Franken zu einem Zinssatz von aktuell 2,75 % p.a., was einem jährlichen Baurechtszins von 107’525 Franken entspricht. Für die Bereitstellung des Grundstücks fallen Kosten für archäologische Untersuchungen und die Entsorgung von Altlasten an. Dafür wird ein Verpflichtungskredit 2,2 Millionen Franken beantragt.
Seit dem Wegzug des X-Projects wird die Liegenschaft an der Aarbergstrasse 72 vom Verein AJZ genutzt, der dort aufgrund der laufenden Sanierungsarbeiten am Gaskessel gelegentlich Anlässe organisiert. Die Wiedereröffnung ist im Herbst 2023 geplant. Damit das AJZ auch nach dem 1. Januar 2023 weiterhin Konzerte organisieren kann, werden verschiedene Optionen für einen temporären Veranstaltungsstandort geprüft.
Kimball AG
Die Kimball AG wurde von Franziska Borer Winzenried zwecks Erstellung des «Hauses für Gesundheit und Prävention» gegründet. Einsitz im Verwaltungsrat haben auch Jasmin und Julian Winzenried, Tochter und Sohn der Gründerin, sowie Marc Kaufmann, Direktor der Residenz Au Lac. Mit dem «Haus für Gesundheit und Prävention» soll in Biel in enger Kooperation mit dem Spitalzentrum Biel AG ein Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für die ambulante Behandlung chronischer Krankheitsbilder entstehen. Ergänzend sind weitere generationenübergreifende Nutzungen im Gesundheits- und Sozialbereich (z.B. eine Kita sowie Beratungsstellen von Spitex und Pro Senectute) vorgesehen. In Partnerschaft mit den Nachbarinstitutionen aus dem Innovations- und Forschungs-Quartier in Bahnhofsnähe lassen sich etwa clevere Lösungen zur Vereinfachung des Alltags im Alter, neue medizinische Therapien oder innovative medizintechnische Devices erproben bzw.. der Bevölkerung niederschwellig zugänglich machen.
Das Zentrum soll ab 2026 den Betrieb bzw.. die ärztliche, pflegerische und therapeutische Versorgung der Bevölkerung aufnehmen. Jährlich sollen im «Haus für Gesundheit und Prävention» 100 000–150 000 Patientenkontakte stattfinden. Optimal angebunden an den öffentlichen Verkehr im Zentrum der Stadt Biel kann die neue Institution zudem rund 300 qualifizierten Medizinal- und Gesundheitsfachpersonen einen modernen und zentral gelegenen Arbeitsplatz bieten. Dadurch verbleibt auch nach dem Neubau des Spitalzentrums Biel in Brügg ein wesentlicher Teil seines aktuellen ambulanten Angebots in Biel.