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Neugestaltung Unterer Quai

Die Stadt Biel gestaltet den Abschnitt des Unteren Quais zwischen dem Zentralplatz und dem geplanten Félicienne-Villoz-Muamba-Platz neu. Am 9. Juni 2024 ist eine Volksabstimmung vorgesehen. Erfahren Sie hier mehr über das Projekt.

Angenehme Promenade im Schatten der Bäume auf der rechten Seite des Unteren Quais (Visualisierung, Dezember 2023)

Ausgangslage

Der Untere Quai wurde im 19. Jahrhundert errichtet: Zusammen mit dem Bau eines Kanals für die Schüss wurde eine 2 km lange, bepflanzte Promenade geschaffen. Sie lud die Bevölkerung in ruhiger und entspannter Atmosphäre zum Flanieren ein. Diese Qualität hat der Untere Quai über die Zeit verloren. Die Trottoirs und die Strasse erfordern grundlegende Sanierungsarbeiten. Zudem gibt es nur wenige Aufenthaltsbereiche, die zum Verweilen einladen.

Die Stadt Biel nutzt die Gelegenheit, den Unteren Quai jetzt neu zu gestalten. Das Projekt hat seinen Ursprung in den 2019 geführten Dialogen mit den Nutzenden des öffentlichen Raums. 2020-2021 wurde ein Landschaftsarchitekturwettbewerb nach SIA 143 durchgeführt. Das Siegerprojekt des Büros apaar wurde seither weiterentwickelt, so dass es bestmöglich an die Bedürfnisse verschiedener Menschen angepasst ist.

Der Stadtrat hat im Juni 2022 dem Projektierungskredit und im März 2024 dem Realisierungskredit zugestimmt. Am 9. Juni 2024 ist eine Volksabstimmung vorgesehen.

Ziele

Das Projekt zur Neugestaltung des Unteren Quais entspricht den Zielen der Stadt, vielfältige und attraktive Räume zu schaffen und im Bereich Klima vorbildlich zu handeln.

Attraktive Verhältnisse für den Langsamverkehr

Beide Uferseiten des Unteren Quais werden verkehrsberuhigt und die Anzahl Parkplätze reduziert. So entsteht mehr Platz für Velofahrende sowie für Fussgängerinnen und Fussgänger.

Das rechte Schüssufer wird zu einer gemütlichen Promenade – der motorisierte Verkehr wird auf den Zubringerdienst beschränkt. Auf der linken Uferseite bleibt die Tempo-30-Zone von heute mit Velo-Gegenverkehr bestehen. Es werden jedoch Parkplätze aufgehoben, um die Strasse zu verbreitern und so die Sicherheit der Velofahrenden zu erhöhen. Die Veloachse von der Schüssinsel bis zum See wird so gestärkt. Für die Fussgängerinnen und Fussgänger wird das Trottoir entlang der Gebäude vergrössert und verbessert.

Die Karl-Neuhaus-Brücke wird vom motorisierten Verkehr befreit und lädt stattdessen zum Verweilen ein. Die Verkehrsfläche auf der Brücke Spitalstrasse wird verringert und neu strukturiert. Dies schafft Raum für die Gestaltung eines einladenden öffentlichen Platzes auf der Brücke, der den Namen «Félicienne-Villoz-Muamba-Platz» tragen soll.

Gesundes Stadtklima

Mit dem Klimawandel werden Hitzeperioden häufiger, länger und heisser. In Städten ist die Hitzebelastung besonders gross, denn die vielen asphaltierten Flächen absorbieren die Sonnenstrahlung und heizen die Umgebung auf. Dies führt an heissen Tagen zu sogenannten Hitzeinseln: Die Stadt wärmt sich am Tag stärker auf und kühlt in der Nacht langsamer ab als das Umland. Mit mehr Grünflächen, Beschattung durch Bäume und der Entsiegelung des Bodens kann die Stadt diesen Effekt lindern.

Mit der Neugestaltung des Unteren Quais wird der Boden aufgelockert: das Regenwasser versickert im Boden und Pflanzen können besser wachsen. Zusätzliche Anpflanzungen erhöhen die Artenvielfalt und schaffen im Sommer schattige Plätze. Die bestehenden Bäume bleiben, mit Ausnahme der kranken Exemplare, die in den nächsten fünf Jahren sowieso ersetzt werden müssen. Die Baumalleen werden erhalten und zusätzlich begrünt.

Schwammstadt

Wo fliesst das Regenwasser heute hin? Wo soll das Regenwasser in Zukunft abfliessen?
Grafische Darstellung, um aufzuzeigen wo das Regenwasser heute am Unteren Quai abfliesst: Der Boden ist asphaltiert und das Regenwasser wird mehrheitlich in die Schüss abgeleitet.
Heute wird das Regenwasser direkt in die Schüss und die Kanalisation abgeleitet.
In Zukunft versickert das Regenwasser in Pflanzgruben und wird gespeichert.

Hohe Aufenthaltsqualität

Die Stadt Biel will die Aufenthaltsqualität am Unteren Quai erhöhen: die Brücken werden zu Plätzen und entlang des Quais entstehen ruhige Orte mit Bänken und Liegestühlen. Die vom gesamten Motorfahrzeugverkehr befreite Karl-Neuhaus-Brücke wird als öffentlicher Platz gestaltet. Vor dem Häuschen auf der Brücke Spitalstrasse gibt es mehr Platz für einen Begegnungsort. Zudem werden Orte ohne Konsumzwang und Orte zum Spiel für Familien eingerichtet. Trinkbrunnen ergänzen das Mobiliar auf den öffentlichen Plätzen. 

Die prägenden Elemente des Unteren Quais wie der Kanal, die Geländer, die Beziehung zu den historischen Gebäuden und ihren Vorgärten an der Strasse sowie die Baumallee bleiben erhalten. Gleichzeitig wird die Aufenthaltsqualität geschaffen, die dem Unteren Quai heute fehlt. Die vorgesehene Neugestaltung gibt dem Unteren Quai seinen Charakter als grosszügiger öffentlicher Raum zurück. Gleichzeitig wird sie den Herausforderungen und Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts gerecht.

Die linke Uferseite wird qualitativ aufgewertet: Breites Trottoir, Velostrasse, Spazierweg. Der Zugang mit dem Auto ist weiterhin gewährleistet. (Visualisierung, Dezember 2023)

Einbezug der Bevölkerung

Die Bevölkerung ist seit Beginn der Planung 2019 in die Neugestaltung des Unteren Quais einbezogen. Erfahren Sie mehr dazu auf der Seite «Gemeinsam die Quais gestalten».

Projektverlauf

2019–2020: Diagnose und Vorbereitung

Im Sommer 2019 wurden mit den «Sommerinseln» verschiedene Nutzungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum getestet. Ziel war, dass sich die Bewohner und Bewohnerinnen den öffentlichen Raum aneignen. Sie waren eingeladen, die «Sommerinsel» aktiv als Treffpunkt zu nutzen – sei es zum Entspannen, Diskutieren, Lesen, Essen, Spielen oder einfach zum Sein.

Die Ergebnisse dieses Projektes [pdf, 2.6 MB] wurden als Grundlage genommen für die nächsten Schritte in der Planung.

Das Projekt «Sommerinsel» erhielt mit dem Preis «Flâneur d'or 2020» eine nationale Anerkennung für seinen Beitrag zu einer attraktiveren Infrastruktur für Fussgängerinnen und Fussgänger.

Weiterführende Informationen

2020–2021: Landschaftsarchitekturwettbewerb

Die Stadt Biel führte 2020–2021 einen Landschaftsarchitekturwettbewerb durch. Eine Begleitgruppe unterstützte das Beurteilungsgremium für den Wettbewerb. Im Dezember 2021 wählte das Beurteilungsgremium das Siegerprojekt des Landschaftsarchitekturbüros apaar

Weiterführende Informationen

2022–2023: Projektentwicklung

Das Projekt wurde mit dem interdisziplinären Planungsteam ausgearbeitet und aufgrund der Rückmeldungen aus der Bevölkerung konkretisiert. Die Resultate aus den verschiedenen Workshops und der Online-Umfrage wurden vom Planungsteam ausgewertet und ins Projekt integriert. Informieren Sie sich auf der Seite « Gemeinsam die Quais gestalten » über den Einbezug der Rückmeldungen.

Weiterführende Informationen

2023–2024: Baubewilligungsverfahren

Das Baugesuch wurde im August 2023 eingereicht. Die öffentliche Auflage für das Baugesuch und die dazugehörigen Verkehrsmassnahmen fand vom 5. September bis 5. Oktober 2023 statt. 

Von Juli bis Oktober 2023 wurden zukünftige Nutzungen am Unteren Quai visualisiert und eine Ausstellung [pdf, 18.4 MB] informierte über den aktuellen Stand (Baugesuch) des Projektes.

Die Bieler Stimmberechtigen entscheiden am 9. Juni 2024 über den Realisierungskredit für den Bau.

2024–2025: Bauprojekt

Bei der Ausarbeitung des Bauprojekts geht es um die detaillierte Planung der Neugestaltung des Unteren Quais. Am Tag der offenen Tür vom 23. September 2023 konnten Interessierte über die künftige Möblierung des Unteren Quais diskutieren. Welche Sitzmöglichkeiten werden benötigt? Wie sollen die beiden Brücken gestaltet werden? Die Resultate werden in die Ausarbeitung des Bauprojekts integriert. Sie finden mehr Informationen dazu auf der Seite « Gemeinsam die Quais gestalten ».

2025–2026: Ausführungsplanung

In dieser Phase werden die genauen Berechnungen und Dimensionen für den Bau durchgeführt.

2027–2028: Realisierung

Der voraussichtliche Baubeginn ist im Jahr 2027.

Kosten

Die Realisierung der Neugestaltung des Unteren Quais kostet rund 7 Millionen Franken. Davon wurden bereits 1,22 Millionen Franken vom Stadtrat im Juni 2022 für die partizipative Planung freigegeben. Ungefähr 60% der Gesamtkosten werden voraussichtlich von Bund und Kanton durch das Agglomerationsprogramm 5. Generation subventioniert.

Für die Realisierung ist somit eine zusätzliche Investition der Stadt Biel von nur rund 1,1 Millionen Franken erforderlich.

Kostenzusammenstellung

Antwort auf die Petition «Retten wir den Unteren Quai»

Der Gemeinderat hat in einem Antwortschreiben [pdf, 253 KB] zur Petition «Retten wir den Unteren Quai» Stellung bezogen. Er teilt das grundsätzliche Anliegen der Petitionäre für den Erhalt des Baukulturerbes der Stadt und ist der Meinung, dass mit dem Projekt zur Neugestaltung des Unteren Quais ein gutes Gleichgewicht zwischen Erhalt und Aufwertung des denkmalgeschützten Ensembles und den Bedürfnissen heutiger und künftiger Generationen, gefunden werden konnte. Die Neugestaltung des Unteren Quais ist sowohl zukunftsorientiert als auch fest in seinem städtischen, historischen und sozialen Kontext verankert.

In seiner Antwort signalisierte der Gemeinderat jedoch die Bereitschaft, das Petitionskomitee zu treffen, um zu bestimmen, welche Elemente angepasst werden müssten, um dessen Erwartungen zu entsprechen. Nach drei Verhandlungsrunden wurde des Projekt angepasst, um es geradliniger und mit einer weniger dichten Vegetation zu gestalten, ohne jedoch auf die grundlegenden Werte des Projekts zu verzichten, d.h. auf die Förderung des Langsamverkehrs, die erhöhte Aufenthaltsqualität und die Anpassung der Quais an den Klimawandel. Der Gemeinderat bedauert, dass die Anpassungen nach Ansicht des Petitionskomitees nicht ausreichend sind.

Das Ausführungsprojekt wird dem Stadtrat im April unterbreitet. Genehmigt er es, kommt es anschliessend zur Volksabstimmung, voraussichtlich am 9. Juni 2024 (Medienmitteilung vom 08.03.2024).

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